Wismut und Wende: die Geschichte des FC Erzgebirge Aue
Im zweiten Spiel innerhalb von vier Tagen ist am Montag um 18:00 Uhr der FC Erzgebirge Aue im Wildpark zu Gast. Bei "Gegner im Detail" schauen wir auf die Fußballgeschichte der Sachsen in der DDR und welche Rolle der Bergbau dabei spielte.

Kleinstadt ganz groß
Neben dem Bergbau ist der Fußballsport tief in der näheren Zeitgeschichte der Stadt Aue verwurzelt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird das Spiel mit dem runden Leder in Auer Vereinen praktiziert. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmächte allerdings alle Sportvereine aufgelöst und in Betriebssportgemeinschaften neu organisiert. Im Sportsystem der DDR gab es insgesamt 18 verschiedene Gewerkschaftsbereiche, aus denen die Sportmannschaften hervorgingen. So entstand aus dem Gewerkschaftsbereich „Innere Sicherheit“ zum Beispiel die SG Dynamo Dresden oder aus dem Gewerkschaftsbereich „Handel“ der SC Empor Rostock, heute bekannt als FC Hansa. Die Auer gehörten der Betriebssportgemeinschaft des Uranbergbau-Unternehmens Wismut an. Aufgrund dieser Nähe zum Bergbau gilt der FC Erzgebirge auch heute noch als „Kumpelverein“. Die Spuren der Bergbau-Vergangenheit sind bei den Auern auch heute noch klar erkennbar. So bezeichnen die Veilchen ihre Aufstellung beispielsweise als Schichtplan und der Gang von den Kabinen auf das Spielfeld ist im heimischen Erzgebirgsstadion im Schacht-Look gestaltet.
Um den Hochleistungssport in Ostdeutschland auf ein professionelleres Niveau anheben zu können, beschloss der Sportausschuss der DDR 1954 den Übergang von Betriebssportgemeinschaften zu Sportclubs. Im Zuge dessen wurde die BSG Wismut Aue dem SC Wismut Karl-Marx-Stadt angeschlossen. Die BSG-Mitglieder, sowie die Auer Bevölkerung waren empört darüber, dass ihr geliebter Fußball aus Aue ins heutige Chemnitz umziehen sollte. Die Proteste gegen den Beschluss hatten zur Folge, dass Wismut einlenkte und es den Auer Kickern gestattet wurde zwar unter dem Namen der Großstadt, aber weiterhin im örtlichen Stadion zu spielen.
In den Folgejahren hatte die Fußballabteilung den ruhmreichsten Abschnitt ihrer Vereinsgeschichte. Mit dem Gewinn der DDR-Meisterschaft in den Spielzeiten 1955/56, 1956/57 und 1958/59, sowie dem Pokalsieg 1954/55 erlebten die Sachsen ihre titelreichste Zeit in ähnlichen Jahren wie unser KSC.
Rückkehr zur BSG und Ligarekord
Im Jahre 1963 wurde der SC Wismut Karl-Marx-Stadt aufgelöst. Die Fußballabteilung erlangte so ihre Selbstständigkeit zurück und schloss sich wieder der BSG Wismut Aue an. Einige Stammkräfte der Mannschaft wechselten allerdings zu dem neugegründeten SC Karl-Marx-Stadt, der zur Fußballhochburg in der Region arrangieren sollte. Dieser Verein ist heute bekannt als Chemnitzer FC.
Den Umständen zum Trotz gelang es den Auern als einziger Club ununterbrochen von 1951 bis zur Wiedervereinigung in der erstklassigen DDR-Oberliga zu spielen.
Feste Größe im Profifußball
Während viele ehemalige Topclubs aus der DDR nach der Wende im Amateurfußball verschwanden, hat es Erzgebirge Aue geschafft sich langfristig in den oberen drei deutschen Spielklassen zu etablieren. Ohne großen Geldgeber im Rücken sind die Auer aktuell in ihrer fünften Zweitligasaison am Stück neben Union Berlin der einzige “echte” Ostclub in den deutschen Bundesligen.