„Wenn einer ausschert, gibt es von der Mannschaft Druck“

aKAdemie von Brand

Bevor die U17 am Wochenende mit Verspätung in die Rückrunde der B-Juniorenbundesliga Süd/Südwest startet, sprach die Nachwuchsredaktion von ksc.de mit Trainer Michael Streichsbier über die bisherige Saison, die Bedeutung von Disziplin und die Erwartungen an das Team.

Michael, schon im Sommer hast du angedeutet, dass es eine schwere Saison werden könnte. Du solltest damit Recht behalten.
Das stimmt. Wir wussten von vornherein, dass es nicht einfach werden würde. Einige Spieler die zu uns gestoßen sind, haben zuvor niederklassig gespielt. Es hat somit eine gewisse Zeit gedauert, bis sich diese Jungs an die Ansprüche, Bundesliga zu spielen, gewöhnt haben. Hinzu kommen Disziplinlosigkeiten. So konnten wir aufgrund vieler Platzverweise Spiele nicht vollzählig beenden. Dabei waren wir, wenn man sich die Spiele ansieht, nicht immer die schlechtere Mannschaft, oft fehlte auch das Glück. Wir hoffen, dass uns der Sieg in Frankfurt kurz vor Jahresende einen Schub gibt, um gleich zu Beginn der Rückrunde die nötigen Punkte einzufahren.

Worauf habt ihr in der Vorbereitung besonderen Wert gelegt?
Wir haben insbesondere am Mannschaftsgefüge gearbeitet. Das hat sich in den Testspielen bezahlt gemacht. Für mich ist in der Vorbereitung der Erfolg nicht am Resultat des Spiels ablesbar. Mir ist die Art und Weise wichtig. Die erste Halbzeit gegen Freiburg war beispielsweise klasse. Wir haben gut gespielt und taktisch genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Man muss natürlich sehen was passiert, wenn die Jungs in Rückstand geraten. Ob sie dann einen kühlen Kopf bewahren oder sich wieder Gelb-Rote Karten einfangen. Das wird der entscheidende Faktor sein. Die Jungs müssen verstehen, dass sie in der 80. Minute noch ein Spiel für sich entscheiden oder zumindest einen Punkt holen können. Das werden sie aber nicht mit einem Mann weniger tun. Auch der Titel in Montabaur war eine Mannschaftsleistung. Da haben die Jungs gemerkt, dass sie ein bisschen mehr erreichen können und nicht der Einzelne entscheidend ist, sondern das Kollektiv. Diese Denkweise soll verinnerlicht werden. Wenn einer ausschert, dann gibt es eben von der Mannschaft ein bisschen Druck.

Wie muss man sich das vorstellen?
Im Mannschaftssport kann es schon entscheidend sein, wenn sich ein oder zwei Spieler nicht an die Vorgaben halten. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Deshalb sprechen die Jungs das Fehlverhalten anderer Spieler an oder nehmen sich denjenigen, der aus der Reihe tanzt, im Training auch mal zur Seite. Danach folgt ein Selbstreinigungsprozess. Diese Situationen machen die Spieler meist selbst unter sich aus, denn wir haben einige Führungsspieler in der Mannschaft, die da mit gutem Beispiel vorangehen. Und wenn es nicht funktioniert, greifen wir Trainer ein und wenden auch Strafmaßnahmen an. Das gehört mit dazu, um den Vorgaben Nachdruck zu verleihen und zu zeigen, dass man es ernst meint. Gleichzeitig versuchen wir in allen Situationen mit gutem Beispiel voranzugehen und leben das vor, was wir auch verlangen.

Gibt es in der U17 personelle Änderungen zu vermelden?
Da unser Kader sehr groß war, haben wir uns im Winter von vier Spielern getrennt. Wir wollten damit Unzufriedenheit und Frust bei Spielern vermeiden, die nicht zum Zug gekommen sind. Dass diese Maßnahme Früchte getragen hat, konnte man schon in der Vorbereitung sehen. Lediglich auf der Torwartposition haben wir uns mit Yannik Dressler verstärkt. Ein gefühlter Neuzugang ist Samir Frank. Er stand uns lange Zeit in der Vorrunde nicht zur Verfügung, konnte jetzt aber die komplette Vorbereitung bestreiten.

Vor der Saison hast du die Weiterentwicklung der Jungs im fussballerischen als auch in der Persönlichkeit als Erwartungen an den Jahrgang angegeben. Inwiefern ist euch das bisher gelungen?
Die fußballerische Entwicklung ist generell die einfachere, da wir tagtäglich trainieren. Da hat der Großteil der Jungs schon einen Schritt gemacht. Was die Persönlichkeit anbelangt, muss der Teamgedanke verinnerlicht werden. Um dieses Gefühl zu verstärken, haben wir auch mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet. Letztlich ist entscheidend, dass jeder Spieler sich persönlich entwickelt, seine Schwächen abbaut und an sich selber arbeitet. Wird das beherzigt, kommt der Erfolg von alleine und wir können problemlos die Liga halten. Unser anschließender Auftrag ist es, viele Spieler in die U19 zu übergeben.

Du hast schon mit vielen Talenten zusammengearbeitet. Ist dir jemand besonders in Erinnerung geblieben?
Es gibt einige Spieler, an die man gerne zurückdenkt. Aktuell freut es mich natürlich, dass ein Kevin Akpoguma, den ich zwei Jahre trainieren durfte, bei den Profis Fuß gefasst hat. Noch mehr begeistert mich, dass er nebenher auch das Abitur bewerkstelligt. Hakan Calhanoglu durfte ich nur ein paar Mal genießen, da er sofort in die U19 übergeben wurde. Insgesamt hatte jede Mannschaft ihre besonderen Typen und ich muss sagen, dass ich mit allen Spielern gern zusammengearbeitet habe, die leistungsbereit waren. Das ist die Grundvoraussetzung. Wenn ich einen Marcel Mehlem aus der U19 sehe, der so ein ehrgeiziger Typ ist, alles für den Fußball tut und hart an sich arbeitet. Dass so ein Spieler aus Verletzungsgründen nicht spielen kann, tut einfach weh.

Mit 1860 München kommt am Sonntag ein Gegner aus dem Tabellenmittelfeld in den Wildpark. Was erwartest du vom Spiel?
Wir haben das Hinspiel 0:3 verloren, weil wir unsere Chancen nicht nutzen konnten und die 60er einfach effektiver waren. Das ist eine kompakte Mannschaft mit einigen guten Einzelspielern. Aber egal wie, wir haben ein Heimspiel und das wollen wir gewinnen, um Anschluß an das Mittelfeld zu bekommen.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Gut. Der Sieg vor der Winterpause hat die Jungs ein bisschen befreit. Ein Blick auf die Tabelle zeigt ihnen, dass wir jetzt nicht mehr auf dem drittletzten, sondern auf dem viertletzten Platz stehen. Und genau das ist unser großes Ziel. Wir wollen über dem Strich bleiben. Dafür sollten wir am Besten gleich die ersten beiden Spiele gewinnen. Danach schauen wir weiter. Wir haben nur fünf Heimspiele und sieben Auswärtsspiele, was natürlich nicht ideal ist. Wenn wir aber das in den letzten Tagen und Wochen Besprochene beherzigen, bin ich der Überzeugung, dass wir es schaffen werden.


Match
Center
1:2