Terrazzino: "Der KSC ist eine Top-Adresse"
Nach vielen Verletzungen startet Marco Terrazzino einen Neuanfang beim VfL Bochum. Am Freitag (18.30 Uhr) trifft er dann auf seinen Ex-Verein, den Karlsruher SC. Terrazzino über seine Verletzungszeit, seine WG mit Pascal Groß und Hakan Calhanoglu und die Taktik gegen den KSC.

Marco, nach deiner Zeit beim SC Freiburg stehst du diese Saison beim VfL Bochum unter Vertrag. Warum bist du in den Ruhrpott gewechselt?
Ich hatte zwei schwierige Jahre in Freiburg, leider war ich sehr oft verletzt. Deswegen bin ich nur auf sechs Spiele gekommen und habe keine 200 Minuten gespielt. Es war dann schwierig, nochmal Anschluss zu finden und deswegen habe ich einen Neuanfang gebraucht. Mit dem VfL Bochum habe ich eine Top-Adresse gefunden.
Die Menschen ticken im Pott ja ein wenig anders. Hast du dich schon gut eingelebt?
Ich habe mich sehr gut eingelebt. Die Region gefällt mir, die Leute sind total fußballverrückt, freundlich und locker. Ich denke, ich passe hier sehr gut rein.
Du bist in Mannheim geboren, besitzt aber auch die italienische Staatsbürgerschaft. Wie viel ist in dir italienisch, wie viel deutsch?
Also ich fühle mich noch ein bisschen italienischer als deutsch, vielleicht 51 Prozent italienisch. Natürlich bin ich glücklich, in Deutschland aufgewachsen zu sein. Meine Familie fühlt sich auch hier sehr wohl. Aber ich bin auch stolz auf meine italienischen Vorfahren. Wenn Deutschland gegen Italien spielt, schlägt mein Herz für Italien. Aber da muss ich noch was sagen.
Was denn?
In Deutschland hat die italienische Nationalmannschaft keinen guten Ruf. Das ärgert mich, wenn sich die Presse hier freut, wenn Italien bei der WM ausscheidet.
2011 hast du eineinhalb Jahre für den KSC deine Fußballschuhe geschnürt. Warum bist du damals aus Hoffenheim in den Wildpark gewechselt?
Ich war damals nur in der zweiten Mannschaft und habe keine Perspektive mehr gesehen. Ich wollte den Schritt aus der Regionalliga in die zweite Liga machen. Der KSC ist natürlich eine Top-Adresse im deutschen Fußball und der Verein hat Interesse gezeigt. Dazu ist es ja nicht weit von meinem Zuhause entfernt. Ich habe es überhaupt nicht bereut, dass ich zum KSC gewechselt bin, auch wenn das Ende natürlich mit dem Abstieg sehr traurig gewesen ist.
Du hast damals in deiner Karlsruher Zeit in einer WG gewohnt…
Stimmt. Da hab ich mit Pascal Groß zusammengewohnt. Später ist dann noch Hakan Calhanoglu dazugezogen, alles Mannheimer Jungs.
Wie kam das zustande?
Pascal Groß hat das geklärt. Seine Tante vermietet in Karlsruhe Wohnungen. So kam das dann zustande. Durch die WG haben wir schnell Anschluss gefunden.
Wer hat für Sauberkeit und Ordnung sorgen müssen?
Pascal war der Ordentliche. Hakan und ich waren da eher faul und haben nicht immer aufgeräumt. Aber bei mir hat sich das jetzt geändert, ich wohne alleine und da muss ich selbständig sein.
War die WG für dich eine positive Erfahrung?
Klar, das hat unglaublich viel Spaß gemacht und es gab immer lustige Abende.
Erinnerst du dich noch an dein erstes Tor für den KSC?
Sicher, das war in Aue. Rainer Scharinger hatte mir das Vertrauen gegeben und ich durfte erstmals von Beginn spielen. Vorher hatte ich ein paar Kurzeinsätze. Alexander Iashvili hatte den Ball auf den zweiten Pfosten gespielt, da hab ich den Ball volley genommen und ins kurze Eck gehämmert. Das war ein schönes Tor.
Inzwischen ist der KSC wieder ein etabliertes Zweitligateam. Wie schätzt du die Karlsruher ein?
Ich muss sagen, dass Markus Kauczinski und Argirios Giannikis seit Jahren überragende Arbeit abliefern. Trotz Anfangsschwierigkeiten hat der KSC die dritte Liga dominiert. In der zweiten Liga hat sich das letzte Saison fortgesetzt. Jetzt sind sie mit 8 Punkten wieder sehr gut gestartet. Das spricht alles für eine Menge Qualität im Kader.
Aber auch die Bochumer haben einen guten Saisonstart hingelegt. Wer ist für dich am Freitag (18.30 Uhr) Favorit?
In meinen Augen genau 50 – 50. Der KSC hat zweimal gewonnen, beides Mal auswärts. Jetzt spielen sie wieder auswärts. Zuhause haben wir noch nicht gewonnen, aber trotzdem gezeigt, dass wir ein gutes Team sind und wir stehen zu Recht da oben. Aber klar, es waren erst vier Spieltage. Ich freue mich richtig auf das Spiel gegen meine alten Kollegen.
Jeder Stürmer setzt sich vor einer Saison neue Ziele. Wie hoch hast du deine gesteckt?
Ich hatte in der Vergangenheit sehr viel Pech mit Verletzungen, deswegen geht es bei mir in erster Linie darum, gesund zu bleiben und zu spielen. Ich hoffe, dass ich einige Spiele von Beginn an machen kann.
Simon Terodde und Stanislav Sestak haben gemeinsam schon acht Mal getroffen. Hilft dir der harte Konkurrenzkampf in Bochum?
Ich bin jetzt nicht der typische Stürmer, in Bochum werde ich oft im Mittelfeld über die Flügel eingesetzt. Deswegen messe ich mich nicht mit Terodde oder Sestak. Aber der Konkurrenzkampf ist natürlich vorhanden, gerade nach der Verpflichtung von Tobias Weis und Mikael Forssell. Jetzt sind wir auch in der Breite gut aufgestellt. Mal sehen, was noch passiert.
Peter Neururer ist in Bochum eine absolute Kult-Figur. Was macht ihn zu einem besonderen Trainer?
Ich habe mich sehr auf ihn gefreut und es macht total Spaß, unter ihm trainieren und spielen zu dürfen. In Bochum und in ganz Fußball-Deutschland ist er eine Legende, man kennt ihn aus dem Fernsehen mit seinen Tänzen nach Siegen. Er hat viel Ahnung und schon so viel erlebt. Er kann Lockerheit und Ernsthaftigkeit sehr gut trennen.
Beim VfL hast du die Rückennummer 7. War das zugeteilt oder deine Wunschnummer?
Ein paar Nummern waren frei. Die Nummer 7 ist unter den ersten Elf, das zeigt meinen Anspruch, von Beginn an zu spielen. Und natürlich hatten viele überragende Spieler diese Nummer wie Mehmet Scholl oder auch Cristiano Ronaldo.
Wie will der VfL gegen den KSC am Freitag agieren?
Das darf ich ja eigentlich nicht verraten. Aber ich denke, in den letzten Spielen haben wir schon gute Leistungen gezeigt und das wollen wir so weitermachen. Wir spielen momentan aus einer guten Grundordnung heraus. Wir lauern auf Fehler der Karlsruher und wollen dann unsere Konter auch schnell abschließen.
Das Gespräch führte Fabian Herbers