Rot Weiss Ahlen zu Gast

von David Ruf

Lange hatte sich die Mannschaft von Trainer Christian Hock gewehrt - doch seit dem vergangenen Sonntag steht der heutige Gast aus Ahlen als erster Absteiger in die 3. Liga fest.

Von Andreas Kleber
Ein Sieg und fünf Unentschieden waren die magere Ausbeute von RW in der gesamten Vorrunde. Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen von Rot Weiss Ahlen in der Winterpause zum Handeln gezwungen waren. In der Hoffnung den sportlichen Super-Gau in der Rückrunde noch abwenden zu können, wirbelte man den Kader kräftig durcheinander und trennte sich unter anderem von erfahrenen Spielern wie beispielsweise Daniel Felgenhauer, Lars Toborg und Christian Mikolajczak, die in den Planungen von Ahlens Coach Christian Hock keine Rolle mehr spielten. Hinzu kam, dass Routinier Ronald Maul seine Karriere wegen einer schweren Schambeinverletzung ebenso beenden musste wie Ahlens langjähriger Spielführer Daniel Thioune, der aufgrund einer hartnäckigen Achillessehnenverletzung voraussichtlich den Weg in die Invalidität antreten muss. Dem gegenüber standen acht Neuzugänge, die auf schnellstem Weg in die Mannschaft zu integrieren waren.

Der große Umbruch weckte Hoffnung bei den Anhängern der Rot Weissen. Zwar unterlag man zunächst vor heimischer Kulisse dem FC St. Pauli mit 0:2, aber eine Woche später trotzte die Hock-Elf dem designierten Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern im Fritz-Walter-Stadion immerhin ein 0:0 ab. Anschließend besiegte man dann Oberhausen und 1860 München mit jeweils 1:0 und plötzlich sah die Welt rund um das Ahlener Wersestadion wieder viel freundlicher aus. Allerdings währte der Optimismus nicht lange. Spätestens nach den Niederlagen gegen Bielefeld und Düsseldorf hatte die Realität die Westfalen wieder eingeholt. Den endgültigen Knockout bekam RWA am vergangenen Spieltag versetzt, als es zu Hause gegen Alemannia Aachen mit 0:1 verlor. Damit steht fest, dass Ahlen nach zwei Jahren der Zweitligazugehörigkeit am Ende der Saison den Gang in die 3. Liga antreten muss.

Zwar strahlte RWA-Präsident Heinz-Jürgen Gosda bis zuletzt Zuversicht aus, doch ist er Realist genug, dass er bereits vor dem richtungsweisenden Match gegen Aachen mit den Planungen für die 3. Liga begonnen hatte. Damit tat er gut, den bislang besitzen lediglich Kapitän Marcel Busch, Nils-Ole Book sowie die Nachwuchshoffnungen Luka Tankulic, Cihan Oezkara und Bahattin Köse Verträge für die kommende Spielzeit. Gehalten werden sollen dem Vernehmen nach auch Tim Gorschlüter, Michael Wiemann, Ole Kittner, David Blacha und Baldassare di Gregorio.

Zunächst blieb offen, ob Hock Trainer in Ahlen bleiben wird. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann ich mir vorstellen, hier weiterzumachen“, sagte der 40-Jährige noch vor knapp zwei Wochen in einem Interview mit der Ahlener Zeitung. Inzwischen steht jedoch fest, dass der Verein den zum 30. Juni dieses Jahres auslaufenden Vertrag mit dem Fußballlehrer nicht verlängern wird.

„Wir wollen den Abstieg nutzen, um uns sportlich neu aufzustellen. Zur Vorbereitung auf die neue Saison benötigen wir frischen Wind, und dazu gehört nun einmal ein Schnitt“, erklärte Gosda am Donnerstag vergangener Woche. Fest steht mittlerweile auch, dass der derzeitige Teammanager „Ronny“ Maul das Amt des Sportlichen Leiters übernehmen wird. Seine Bereitschaft zu bleiben hat unlängst Abwehrchef Nils Döring signalisiert, der nach der Niederlage in Paderborn rückblickend auf die Saison mit einigen seiner Kollegen hart ins Gericht ging: „Ich glaube der ein oder andere hat einfach nicht alles abgerufen.“ Noch deutlicher wurde Hock: „Uns fehlen die Qualität und die Klasse, die andere Mannschaften haben.“ Hinzu gesellte sich immenses Verletzungspech: Binnen eines Tages verletzten sich mit Thomas Bröker, Dusko Stajic und N'Diaye gleich drei Angreifer. Kurz darauf fiel dann auch noch Gorschlüter aus, der sich an der Seite von Benjamin Kern zu einer zentralen Figur im defensiven Mittelfeld gemausert hatte.

Einhergehend mit der Verletztenmisere schienen einige Akteure den Glauben an den Klassenerhalt verloren zu haben. Der Monate dauernde Kampf gegen den Abstieg hatte verständlicherweise seine Spuren am Nervenkostüm hinterlassen, was vielleicht eine Erklärung dafür ist, dass bei einigen Spielern nicht mehr die Leidenschaft vorhanden war die nötig gewesen wäre, um dem Abstieg am Ende vielleicht doch noch zu entrinnen. Einige Ahlener Anhänger mutmaßten bereits, dass der Abstieg einen radikalen Schnitt nach sich ziehen würde. Diese Befürchtung hegt Gosda allerdings nicht: „Ich wüsste nicht, warum wir nicht in der 3. Liga spielen sollten. Es sei denn einige Großsponsoren kehren uns den Rücken. Aber im Augenblick sehe ich diese Gefahr nicht.“


Match
Center
1:0