MSV Duisburg zu Gast
Vor Beginn der laufenden Saison gaben sich der Vorstandsvorsitzende des MSV Duisburg, Walter Hellmich, Sportdirektor Bruno Hübner, sowie der damalige Trainer des MSV, Peter Neururer, gelassen. Das Trio war sich einig, dass der MSV in der Lage ist, die Spielzeit nach dem knapp verpassten Aufstieg in der vergangenen Saison erfolgreich anzugehen.

Von Andreas Kleber
Die Zuversicht währte allerdings nicht allzu lange. Was folgte waren teilweise enttäuschende Auftritte, die mit dem eigenen Anspruchsdenken in etwa soviel gemein hatten, wie der FC Schalke 04 mit den Farben schwarz-gelb.
Trotz alledem wurde man beim MSV nicht müde, die eigenen Erstligaansprüche weiter zu proklamieren. Bestes Beispiel für die gebetsmühlenartigen Euphorieparolen war die Aussage von Neururer nach dem 3:1-Erfolg gegen Kellerkind Hansa Rostock am zehnten Spieltag: „Wir haben gegen einen Mitkonkurrenten gewonnen. Auf dieses Ergebnis gilt es nun aufzubauen.“ Ganze vier Tage später war Schicht im Schacht für Neururer. Ausschlaggebend für die Trennung war die 0:5-Klatsche im Achtelfinale des DFB-Pokals beim FC Augsburg. Beim Spiel eins nach Neururer wurden die Meidericher von Co-Trainer Uwe Speidel betreut, der sich prompt über einen verdienten 3:0-Auswärtssieg bei der TuS Koblenz freuen durfte. Nur einen Tag später verkündete MSV-Vereinschef Hellmich die Verpflichtung von Milan Šašić. Der Kroate, der bis Mai dieses Jahres die sportlichen Geschicke beim 1. FC Kaiserslautern geleitet hat, unterzeichnete einen Vertrag bis 2011.
Neben Šašić wurden als Neururer-Nachfolger zudem Frank Pagelsdorf und Klaus Augenthaler gehandelt. Jedoch zeigte sich MSV-Sportdirektor Hübner zuversichtlich, gut gewählt zu haben: „Wir haben genau die richtige Wahl getroffen. Milan Šašić hat bewiesen, dass er das Optimale aus einer Mannschaft herausholen kann. Er lebt Disziplin vor, kennt die zweite Liga und besitzt darüber hinaus ausgesprochenen Sachverstand.“ Ins gleiche Horn blies auch Hellmich, der den 51-Jährigen als Mann bezeichnete, „der alles mitbringt, was wir uns für eine erfolgreiche Zukunft vorstellen.“
Das Debüt von Šašić verlief allerdings alles andere als optimal. Nach einer ganz schwachen Vorstellung kam der MSV vor heimischem Publikum trotz einer 2:0-Pausenführung gegen Tabellenschlusslicht Ahlen nicht über ein 2:2 hinaus. Not amused von der Vorstellung seiner Schützlinge beorderte der als streng geltende Kroate diese zu einem einwöchigen Trainingslager ins pfälzische Bad Kreuznach, wo die Spieler um Kapitän Björn Schlicke die Eckpunkte der Trainerphilosophie (unbedingter Siegeswille, große Laufbereitschaft, sowie die Bereitschaft Initiative zu übernehmen) des einstigen Profi-Torhüters verinnerlichen sollten. Erste Früchte trug die Maßnahme bereits beim Auswärtsspiel bei der SpVgg Greuther Fürth, das die „Zebras“ mit 1:0 für sich entscheiden konnten. Einen kleinen Rückschlag gab es allerdings schon eine Woche später beim 2:2 gegen den FC Augsburg, der jedoch spätestens nach dem überzeugenden 3:1-Erfolg beim SC Paderborn wieder vergessen war. Zwar sind bislang erst 15 Spieltage absolviert, doch damit der MSV, der heute auf den gelb gesperrten Christian Tiffert verzichten muss, die Saison letztendlich auf einem Aufstiegsplatz abschließen kann, bedarf es noch einer Menge Arbeit.
Unter den insgesamt elf Abgängen befanden sich unter anderem die beiden absoluten Leistungsträger der abgelaufenen Runde, Markus Brzenska und Cedrick Makiadi, die von Borussia Dortmund beziehungsweise dem VfL Wolfsburg ausgeliehen waren. Die sicher gewünschte Verpflichtung des Duos war für die Duisburger aus finanziellen Gründen aber nicht möglich. Und als ob Šašić nicht schon genug damit beschäftigt wäre, den Fehlstart seines Vorgängers auszubügeln, musste er sich jüngst auch noch mit Undiszipliniertheiten seines Mittelfeldspielers Chavdar Yankov herumärgern.
Nachdem der bulgarische Nationalspieler zum wiederholten Male verspätet zum Mannschaftstraining erschienen war, wurde er vom Verein mit einer Geldstrafe belegt, deren Höhe sich dem Vernehmen nach um die 5.000 Euro bewegt haben soll. Zwischenzeitlich hat sich Yankov entschuldigt und laut Angaben des MSV versprochen, dass er „ab sofort die von ihm geforderte Professionalität umsetzen und alles für den MSV Duisburg und dessen Ziele geben“ werde. Über eine Einhaltung dieses Versprechens würden sich sowohl die Verantwortlichen des MSV, als auch dessen leidgeplagte Anhängerschar freuen. Zählt Yankov neben Torjäger Sören Larsen, sowie den Routiniers Mihai Tararache, Ivica Grlic (der beim 3:1 in Paderborn alle drei Duisburger Tore erzielte) und Schlicke doch zu den großen Hoffnungsträgern im Dress des Traditionsclubs.