Giannikis: "Es war eine grandiose Zeit"

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Seit 2012 ist Argirios Giannikis als Co-Trainer die rechte Hand von Chefcoach Markus Kauczinski. 2007 kam der Deutsch-Grieche als damaliger Co-Trainer der U19 zum KSC. Nach neun Jahren wird „Agi“, wie er mit Spitznamen genannt wird, den Verein zum Saisonende verlassen und Markus Kauczinski zum FC Ingolstadt folgen. Im Interview spricht Giannikis über seine Zeit im Wildpark, die Vorfreude auf Liga eins und das Saisonfinale am Sonntag gegen Bielefeld.

Agi, das Spiel in Leipzig ging mit 0:2 verloren. Warum konnte die Truppe im zweiten Durchgang nicht an die gute erste Hälfte anknüpfen?
Wir haben es lange Zeit geschafft, Leipzig vom Tor wegzuhalten. Die Leipziger haben uns wiederum sehr gut zugestellt, sodass wir wenig Durchschlagskraft nach vorne hatten und nicht für genug Entlastung sorgen konnten. Wir haben es an dem Tag nicht geschafft, den Leipzigern gefährlich zu werden. Irgendwann ist der Druck der Leipziger so groß geworden, dass wir das Gegentor zum 0:1 kassiert haben. Mit dem 0:2 war das Spiel dann entschieden.

Durch den Sieg haben die Leipziger den Aufstieg besiegelt. Für dich selbst geht es zur neuen Saison auch eine Etage nach oben. Wann hast du die Entscheidung getroffen, Markus Kauzcinski nach Ingolstadt zu folgen?
Die Entscheidung ist im Endeffekt sehr schnell gefallen. Ich hatte zwar die Option, woanders als Cheftrainer zu arbeiten, aber mir ist dann schnell klar geworden, dass ich den gemeinsamen Weg mit Markus weitergehen möchte. Die Aufgabe, mit ihm eine Bundesligamannschaft zu trainieren, war für mich schlussendlich die reizvollste.

Inwieweit warst du in die Gespräche zwischen Markus und den Verantwortlichen des FC Ingolstadt involviert?
Markus hat uns stets auf dem Laufenden gehalten. Die Position des Cheftrainers hat natürlich oberste Priorität. Als klar war, dass Markus den Cheftrainer-Posten zur neuen Saison dort übernehmen wird, waren die Gespräche mit den Co-Trainern der nächste Schritt und da waren ich und Patrick Westermann dann mit dabei.

Wie groß ist bei dir die Vorfreude auf die Bundesliga?
Aktuell hält sich meine Vorfreude noch in Grenzen. In stillen Momenten denkt man kurz daran und dann spürt man auch schon die große Lust auf die neue Aufgabe in Liga eins, aber wir haben am Sonntag gegen Bielefeld noch ein letztes Spiel vor der Brust. Darauf konzentrieren wir uns voll und ganz.

Wie hat man sich die Rollen- und Aufgabenverteilung zwischen dir als Co- und Markus als Cheftrainer vorzustellen?
Markus gibt mir sehr viel Freiheiten bei der täglichen Trainingsarbeit. Wir tauschen uns ständig aus und wechseln uns in vielen Bereichen ab. Da sind wir beide ein eingespieltes Team. Eine konkrete und feste Aufgabenverteilung im Sinne von „Ich mache das und du machst das“ gibt es bei uns nicht. Daher darf ich unter Markus mehr oder weniger als eigenständiger Trainer arbeiten. Das Privileg genießt nicht jeder Co-Trainer, deshalb weiß ich das zu schätzen.

Du warst selbst ein Kandidat für den Posten als KSC-Cheftrainer. Warst du enttäuscht, als die Entscheidung auf Tomas Oral fiel?
Es gab Gespräche zwischen mir und den Verantwortlichen, in denen mir schnell klar wurde, dass ich nicht die allererste Wahl war. Das war aber auch völlig in Ordnung. Ich bin ein junger Trainer und der Club hat sich dazu entschieden, einen anderen Weg zu gehen, was mehr als legitim ist. Wir haben in den Gesprächen völlig offen miteinander kommuniziert. Daher war und ist das für mich gar kein Problem. Da bleibt überhaupt nichts hängen.

Hast du dir das konkrete Ziel gesteckt, irgendwann als Chefcoach im Profibereich zu arbeiten?
Wenn sich die Chance irgendwann ergeben sollte, werde ich die Möglichkeit wohl nicht ausschlagen. Ich habe aber keinen konkreten Karriereplan, mit dem ich dieses oder jenes Ziel verfolge. Ich war im Jugendbereich lange Zeit als Cheftrainer tätig. Zu gegebener Zeit wird es mich bestimmt wieder reizen, einen Posten als Cheftrainer zu übernehmen. Aktuell bin ich aber absolut zufrieden mit meiner Arbeit als Co-Trainer. Ich freue mich jeden Tag darüber, dass ich diesen Job ausüben darf.

Wenn man weiß, dass die Zeit hier nun endet – nimmt man die letzten Trainingseinheiten anders, vielleicht emotionaler als sonst wahr?
Im Prinzip gehen wir im Trainerteam die tagtägliche Arbeit genauso an wie in den Spielen zuvor. Es gibt aber durchaus mal kurze Momente, in denen man daran denkt, dass der Weg hier bald zu Ende sein wird, dass man die Jungs nicht mehr weiter begleiten wird und dass im Sommer ein neuer Abschnitt beginnt – dann kommt schon ein wenig Wehmut auf.

Am Sonntag erfolgt die offizielle Verabschiedung im Wildpark. Bereitest du dich mental darauf vor oder lässt du das einfach auf dich zukommen?
Ich werde das auf mich zukommen lassen. Da ich keine Erfahrungswerte habe, um mich auf so etwas vorzubereiten, bleibt mir auch nichts anderes übrig (lacht). Ich bin gespannt darauf, was mich und Markus am Sonntag erwartet. Unser größter Wunsch und unser Ziel ist es, uns mit einem Sieg zu verabschieden.

Du bist 2007 zum KSC gekommen. Wie wirst du die neun Jahre hier in Erinnerung behalten?
Es war eine grandiose Zeit. Ich habe viele Stationen im Verein durchlaufen und viele Mannschaften und Spieler trainieren und sie bei ihrer Entwicklung begleiten dürfen. Ich habe sowohl schwere als auch tolle Momente im Verein erlebt und habe dabei große Erfahrungswerte sammeln dürfen. Ich blicke also sehr gern auf meine Zeit hier zurück. Man kann die neun Jahre auch nicht wirklich in Worte zusammenfassen. Ich habe viele emotionale Eindrücke gesammelt, die mich als Trainer und als Mensch geprägt haben.

Gibt es einzelne Momente, die besonders in Erinnerung bleiben?
Ich glaube, es ist eher die Summe der Momente, die hängen bleibt. Es gibt zwar einzelne Momente wie der Wiederaufstieg 2013 oder das Relegations-Hinspiel in Hamburg im letzten Jahr, an die man gern zurückdenkt, aber im Wesentlichen behalte ich die neun Jahre als Gesamtabschnitt in Erinnerung.

Im Saisonfinale geht es gegen die Arminia. Wie lautet der Matchplan, um den Fans zum Abschied einen Sieg zu schenken?
Die Bielefelder sind dafür bekannt, dass sie die Räume sehr eng machen und dem Gegner in der Offensive kaum Platz bieten. Es wird deshalb wohl ein Spiel werden, in dem beide Mannschaften in erster Linie auf Spielkontrolle bedacht sein werden. Für uns wird es daher wichtig sein, dass wird geduldig bleiben und dann eiskalt zuschlagen, sobald sich die Chance ergibt, in Führung zu gehen.

Das Interview führte Amin Mir Falah


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